Kennen Sie das auch im Bekanntenkreis oder unter Kollegen: dieses Gefühl, dass einen manchmal beschleicht, von anderen Personen nachgeahmt zu werden? Jeden Tag ahmen wir andere in ihren Verhaltensweisen, in der Sprache und ihren Gesten unbewusst nach. Das beginnt schon im Kindesalter während der Adoleszenz.

In einem Gespräch mit einer Freundin, die eine spezielle Situation beschrieben hat, sind wir näher auf dieses Thema eingegangen. Dabei haben wir festgestellt, dass es fast alltäglich vorkommt und wir alle jemanden unbewusst imitieren. Grundsätzlich ist erst mal nichts Nachteiliges darüber zu sagen, dass sich Menschen spiegeln oder anpassen, beispielsweise um ihren Beliebtheitsgrad zu steigern. In der Biologie wird das Nachahmen auch „Chamäleoneffekt“ genannt. Allerdings stellt sich doch die Frage: Warum tun einige das häufiger und ausgeprägter als andere? Oftmals steckt dahinter ein Gefühl der Verunsicherung aufgrund mangelnden Selbstbewusstseins oder das Bedürfnis nach erhöhter Akzeptanz durch das nachgeahmte Gegenüber. Auch eine Verkaufsstrategie durch Erhöhung des Sympathiebonus kann die Ursache für Mimikry sein oder die Unsicherheit darüber: Wie findet mich meine Freundin? Ich möchte so sein wie sie, wie findet mich mein neuer Partner und seine Freunde. Liebt er mich so wie seine Ex-Frau? Nimmt mich das neue Umfeld auch an, die neuen Kollegen, die augenscheinlich jemanden akzeptieren, den man selbst auch ganz toll findet?

All dies können Gründe für nachahmendes Verhalten sein bis hin zu psychologischen Verhaltensauffälligkeiten wie Narzissmus und Borderline.

Aber wie als Betroffener damit umgehen? Den Imitator auf die Nachahmung ansprechen oder nicht? Vor allem im Beruf, wenn die eigene Idee von jemandem kopiert und weitergegeben wird. Schließlich imitieren wir in der Regel auch kein öffentliches Fehlverhalten wie „nicht die Maske tragen, nur weil ein Maskenverweigerer vorbeiläuft“.

Oft werden Menschen kopiert, die wir sympathisch finden. Dann möchten wir so sein wie sie und wir versuchen, quasi deren Rolle einzunehmen. Dieses Verhalten lässt sich häufig bei Jugendlichen beobachten, die zu ihrer Peer-Group dazugehören wollen und deren Kleidung und Sprache annehmen. Das kennen wir später auch: Die Freundin, die auf einmal dieselbe Handtasche besitzt, die Kollegin, die ihren Style dem Ihren anpasst, der Kollege, der plötzlich so spricht wie Sie, und andere Beispiele mehr.

Grundsätzlich geht es darum: Wie gehe ich als Betroffener damit um? Es ist wichtig, die Perspektive zu wechseln und den Fokus zu verändern. Allzu leicht lässt man sich von der schlechten Laune eines anderen im Team anstecken. Wichtig ist herauszufinden, was den anderen, den Kollegen, antreibt, aber unter Wahrung einer Distanz – quasi aus der Meta-Ebene.  Leider sind es häufig negative Gefühle wie Eifersucht, Neid und unerfüllte Erwartungen, die dahinterstecken.

Wichtig ist für Sie: Bleiben Sie bei sich, ärgern Sie sich nicht und stellen Sie Ihre Fähigkeiten und vor allem die eigene Authentizität in den Mittelpunkt. Wer andere imitiert, hat selbst oft genau damit häufiger ein Problem, die eigene Authentizität zu finden. Stärken Sie Ihre Selbstwahrnehmung und  nehmen kleinere Imitationen als Kompliment an; denn in folgendem Zitat liegt der Kern Ihrer ganz persönlichen Identität.

„Die authentische Lösung ist unübertragbar. Sie haftet einer Situation, einer Erfahrung einer Handlung an.“

Nicolás Gómez Dávila

 

“Niemand ist so gut wie das Original!”  Ich freue mich über Rückmeldungen zu diesem spannenden Thema und werde es auch bei meinem Resilienz-Training im Sommer aufgreifen.

Eine Antwort zu „Mimikry – das Phänomen der Nachahmung“

  1. Elke Siebert

    Liebe Martina, wieder ein sehr interessanter Artikel.
    Liebe Grüße
    Elke

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