Jeder meint, dass seine Wirklichkeit die wirkliche Wirklichkeit ist.

– Paul Watzlawick –

 

Was macht eine gelingende Kommunikation aus?

 

Wenn man den Ansätzen und Theorien von Watzlawick, Austin und Habermas folgt, liest sich vieles einfacher als es im Alltag funktioniert. Vor allem in Zeiten der Digitalisierung und der tiefgreifenden Mediatisierung wird es gefühlt schwerer, miteinander zu kommunizieren.

 

Wir alle kennen das: Sie stehen in der Kaffeeküche und unterhalten sich mit Kollegen, sitzen im Meeting, chatten per WhatsApp, surfen auf Social Media und dann ist es plötzlich da, das Gefühl der Irritation, dass das Gespräch sich in eine Richtung entwickelt, die sich einfach nicht gut anfühlt obwohl es doch bei  der Kommunikation um die Sprache geht. Da sind wir bei einem wesentlichen Aspekt der Kommunikation. Wir alle sind soziale Wesen und haben das Bedürfnis nach Verbundenheit und dass unsere Bedürfnisse befriedigt werden. Wäre es so, dass alle Menschen den Regeln der Kommunikation folgen, befänden wir uns immer in einer idealen Sprechsituation oder einer idealen Rollenübernahme und könnten herrschaftsfrei, unvoreingenommen und wertschätzend in eine kommunikative Handlung eintreten. Wenn da nur nicht unser eigenes Ego, unser eigenes Ökosystem im Weg stehen würde.

Jeder Mensch lebt in seinen Grundüberzeugungen und Glaubenssystemen. Der eine oder andere denkt vielleicht, dass das, was andere Menschen tun oder sagen, Ursache für seine Gefühle und Reaktionen ist, oder er sieht sein Gegenüber als seinen Gegner, gegen den er sich durchsetzen muss, nach dem Prinzip: Ich oder Du. Er weiß, was richtig oder falsch ist, und wer recht hat – er natürlich! Das ist seit der Antike so und findet aktuell, in Online-Portalen Einzug. Es ist nur einfacher, in der medialen Welt seinen negativen Grundüberzeugungen freien Lauf zu lassen und anderen eine mediale Schattenwelt vorzugaukeln, da sich Raum und Zeit entgrenzen und sich direkte Konfrontationen vermeiden lassen. Eine souveräne, innere Haltung, die sich im sprachlichen Ausdruck wiederfindet,  sieht anders aus. Indem wir uns auf unsere Bedürfnisse konzentrieren, können wir Konflikten vorbeugen, sie reduzieren und lösen.

Menschen, die sich sonst nie getroffen hätten, können dank der Mediatisierung direkt kommunizieren. Der Raum wird überwunden durch Dauererreichbarkeit. Permanent online, permanent connected. Die Chats von Messenger-Diensten wie WhatsApp sind immer fortlaufend und offen und nicht wie früher beendet, nachdem man den Hörer am Ende eines Telefonates aufgelegt hat. Dies vermittelt ein Gefühl von Nähe und schneller Vertrautheit. Auch wenn die Kommunikation nicht mehr von Mensch zu Mensch erfolgt, handelt es sich doch um eine Form der indirekten Kommunikation, wie früher beim Brief schreiben.  Technisch findet Kommunikation digital statt, über Zeichen und Buchstaben. Alle nonverbalen Anteile erscheinen unklar, werden in der virtuellen Welt aber ganz offensichtlich vermisst. Nicht umsonst gibt es, Emoticons, Smileys, Kurzzeichen. Allerdings scheinen sie genauso missverständlich wie die Wortwahl, die Satzstellung und die Geschwindigkeit, wie schnell man antwortet, wie die “echten,” analogen Signale. Auch wenn das Nonverbale fehlt, gibt es Möglichkeiten dieses Fehlen zu ersetzen, indem man genau sagt und schreibt was man meint, um keine Interpretationsmöglichkeiten offen zu lassen. Was sagen Sie? Und wie sagen Sie es wem?”, um Ihre Empathie zu transportieren. In Zeiten der Globalisierung, in denen die Welt ein Dorf geworden ist, ist klare, wertschätzende Kommunikation und Anerkennung kultureller Unterschiede wichtiger denn je.

Likes und Shares werden zum Bestandteil des täglichen Lebens. Im Sinne von Habermas braucht es ein umsichtiges und verantwortungsvolles, kommunikatives Handeln der Menschen, um die Glaubwürdigkeit und die Absichten der gewaltfreien Konfliktlösungen, die Habermas mit Kommunikation verbunden hat, aufrechtzuerhalten. Im systemischen Modell der Welt gibt es kein Richtig oder Falsch, nur ökologisch ausbalancierte Lösungen, ebenso herrschaftsfrei und nicht von Zensur belegt, im täglichen Miteinander, sowohl  Face to Face als auch digital und politisch. Es gibt eine zweifache Verantwortung: Die des Sprechens und die des Hörens/Lesens.

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gelingende Gespräche und einen kompetenten Coach an Ihrer Seite, der Sie in diesem Prozess unterstützt.

 

Worte können Fenster sein oder Mauern.

Marshall B. Rosenberg, “Gewaltfreie Kommunikation”

 

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